Storchennest

Ein neues Nest für die Biesenthaler Störche

Seit über 60 Jahren steht das stattliche Nest über dem Biesenthaler Marktplatz bei Störchen hoch im Kurs. 2024 musste es zum zweiten Mal erneuert werden. Und alle halfen mit: Verwaltung und Förderverein des Naturparks, die freiwillige Feuerwehr, lokale Firmen, Anwohner*innen und natürlich der Niederbarnimer Weißstorchbetreuer.

 

Dringend renovierungsbedürftig.

Das alte Storchennest war mit einer Höhe von 75 Zentimetern, einem geschätzten Gewicht von 600 Kilogramm und einer bereits sichtbaren Schräglage absturzgefährdet. Es musste – wie schon einmal im Jahr 1996 – dringend erneuert werden. Nur wie?
Mehrere Firmen scheiterten vor Ort mit ihrer Technik – zu hoch der Turm mit dem Nest, zu weit die vorgelagerten Schleppdächer der engen Bebauung rund um den Turm, zu eng die Hofinnenräume, zu gering für die notwendige Lastenaufnahme die verbleibende Standfestigkeit der Hubsteiger/Hebebühnen. Schließlich entschied man sich für eine Einrüstung und fand mit der Bernauer Firma MGP-Gerüstmontage den passenden Partner.

 

Ein Projekt, das nur gemeinsam gelingt.

Marco Genz, Chef der Gerüstprofis, kam persönlich. Ebenso die Freiwillige Feuerwehr Biesenthal und Volker Keuchel aus der Naturparkverwaltung. Die Schmidts gewährten als „Hausherren“ nicht nur den Zugang zum Dach, sondern halfen tatkräftig mit. Und Gerhard Meyer, der Niederbarnimer Weißstorchbetreuer, brachte die neue Nistunterlage mit – einen geflochtenen Weidenkorb von 1,20 m Durchmesser. Nach einem zweiten Frühstück ging es mit vereinten Kräften zur Sache. Während Volker Keuchel mit Maurerhammer und Kartoffelhacke das hochverdichtete organische Material abtrug, übernahmen die anderen Helfer das Abseilen und Verladen von 63 Eimerladungen. Schnüre und Porzellanscherben, Spinnen und Insekten wurden gleich mit ausgeräumt. Vor allem die Schnüre stellen für Jungvögel eine große Gefahr dar, weil diese sich darin verheddern und grausam sterben können.
Rechtzeitig vor Ankunft der Störche konnte das neue Nest im Februar 2024 fertiggestellt werden. Es war die letzte Maßnahme eines zweijährigen Artenhilfsprojekts für Dohlen und Weißstörche im Naturpark Barnim.

 

Der Weißstorch braucht Hilfe.

Brandenburg ist zwar das storchenreichste Bundesland, aber auch hier gilt der Weißstorch als gefährdet, denn seit Jahren gibt es zu wenige Jungstörche. Die Ursachen liegen bei klimatischen Extremen, der Verlust von Grünland und insektenreichen Brachen. Um den Bestand stabil zu halten, müsste jedes Storchenpaar pro Jahr zwei Küken aufziehen. 2019 waren es im deutschen Durchschnitt aber nur noch 1,6. Umso wichtiger ist ein gut etabliertes Nest wie das in Biesenthal, wo in den letzten Jahren – von wenigen Ausnahmen abgesehen – zwei oder mehr Junge das Licht der Welt erblickten.

 

Wer finanziert so etwas?

Zunächst der Verband Deutscher Naturparke e.V., der Artenschutzprojektgelder über die Generali-Versicherung eingeworben hatte und davon 2.169,64 € für das Storchenprojekt bereitstellte. Dann der Förderverein des Naturpark Barnim e.V., der 1.490,80 € übernahm. Diese Summe resultiert aus den drei Cent, die jeder verkaufte Naturschutzbecher als Spende einbringt. Sie zeigt, wie sehr sich die jahrelange Zusammenarbeit zwischen Naturpark und der Lobetaler Bio-Molkerei im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt macht.