Dohlen im Anflug
Groß ist die Freude im Naturpark Barnim: Die vom Aussterben bedrohte Dohle hat die neuen Nistkästen im Turm der Wandlitzer Dorfkirche angenommen. 2018 schlüpfte dort erstmals Nachwuchs. Nun hoffen die Naturschützer, dass sich der Bestand dieses in Brandenburg sehr seltenen Vogels langsam erholt.
Nistplätze sind Mangelware
Seit den 70er Jahren hat die Zahl der Dohlen im Nordosten Deutschlands dramatisch abgenommen. In Brandenburg steht der kleine Rabenvogel bereits weit oben auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Ihm macht die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft zu schaffen: Zu viele Pestizide, zu wenige Insekten, von denen sich die Dohle ernährt und mit denen sie ihre Jungen aufzieht. Dazu kommt ein Engpass bei den Nistplätzen. Die meisten unserer heimischen Dohlen leben in Städten und Dörfern, wo sie bevorzugt in Nischen und Löchern ganz unterschiedlicher Gebäuden brüten. Weil aber immer mehr Gebäude saniert werden, finden die Dohlen kaum noch Nistplätze und sind auf menschliche Hilfe angewiesen.
Die Not erkannt
In Turm der evangelischen Kirche im Dorfkern von Wandlitz stehen Nistkästen für Höhlenbrüter bereit. Sie sind bei den Vögeln des Naturparks Barnim sehr begehrt. Als Mitgliedern der Kirchengemeinde im März 2018 auffällt, dass sich deutlich mehr Dohlen als sonst für den Turm interessieren, nimmt der Gemeinderat schnell Kontakt zum Naturschutzbund und der Naturparkverwaltung auf. Schon wenige Tage später werden vier neue Kästen installiert.
Die ersten Jungdohlen schlüpfen
Im Mai 2018 herrscht rund um den Kirchturm rege Geschäftigkeit. Immer wieder fliegen Dohlen, die im Volksmund auch Turmkrähen genannt werden, zum Füttern ihrer Jungen die neuen Brutplätze an. Sie rufen sich ihr charakteristisches „kak jack tschaak“ zu. Im Inneren des Kirchturms ist nicht nur das Rufen der Altvögel, sondern auch das erregte Gewisper der Jungvögel zu hören. Vorsichtig steigen André Hallau vom Naturschutzbund und Volker Keuchel von der Naturparkverwaltung des Naturpark Barnim den Turm hinauf, um bei den kleinen Dohlen nach dem Rechten zu sehen und sie zu beringen. Die beiden Naturschützer werden in allen neuen Kästen wie auch im Turmfalkenquartier und in Ecknischen des Turms fündig. Allerdings ist ein Teil der Jungen außergewöhnlich klein. Nachdenklich stimmt die beiden auch, dass sie nie mehr als zwei Jungvögel pro Nest finden – zu wenig, um ein Überleben der örtlichen Population zu sichern. Aber immerhin ein Anfang. Vor dem Hintergrund, dass sich der Bestand der Dohlen in Brandenburg insgesamt leicht positiv entwickelt, überwiegt die Freude in Wandlitz.
Die Dohlen bleiben gerne
Im März können Sie den Gesang der Dohlen weithin hören. Und auch in der Brutzeit von April bis Juni verständigen sich die Vögel lautstark. Es sind gesellige Tiere, die sich gerne zusammen mit Saat- und Rabenkrähen aufhalten. Dohlen sind eigentlich Zugvögel, aber die meisten der bei uns heimischen Dohlen bleibt das ganze Jahr über. Nur einige wenige, vor allem Jungvögel, überwintern im Mittelmeerraum.
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