Ein Blick unter die Wasseroberfläche
Gemeinsam setzen sich Sporttaucher:innen und Naturschützer:innen für den Schutz heimischer Gewässer ein – auch im Naturpark Barnim. Sie kartieren die Unterwasserpflanzen und liefern so wertvolle Informationen über den Zustand der Seen.
„Naturschutztauchen“ nennt sich das Projekt, das beim Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) und dem NABU angesiedelt ist.
Sportlicher Naturschutz
Die Idee ist einfach: Das Know-how und die Begeisterung von Sporttaucher:innen für den Naturschutz zu nutzen. Seit 2016 bietet der VDST den Spezialkurs Naturschutztauchen an. Die angehenden Naturschutztaucher:innen lernen, die Vegetation in den Seen zu bestimmen und den Zustand der Gewässer einzuschätzen. Inzwischen sind über 400 ausgebildete Naturschutztaucher:innen aus 12 Bundesländern im Einsatz. Sie sind gleichzeitig Mitglieder in einem Tauchverein und im NABU.
Dringend erforderliches Monitoring
Das Projekt ist dringend erforderlich, denn den deutschen Seen geht es nicht gut. Der NABU hält fest: Über 80% unserer 25.000 Seen in Deutschland sind in einem schlechten ökologischen Erhaltungszustand – ohne dass derzeit die Hoffnung auf Besserung besteht. Im Gegenteil. Die Ursachen sind komplex: Hauptursache sind immer noch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft durch Düngung oder das Entwässern von Mooren. Aber auch ein falscher Fischbesatz z.B. mit Karpfen sorgt für die Eutrophierung eines Sees. Die Karpfen zerstören bei der Nahrungssuche die Wasserpflanzen, setzen so gebundene Nährstoffe aus dem Sediment frei und werden zu allem Überfluss noch angefüttert. Die dadurch geschwächten Seeökosysteme haben dann dem Klimawandel nichts mehr entgegen zu setzen. Um zu entscheiden, wie es um einen See, seine Pflanzen- und Tierwelt bestellt ist, braucht es eine fortlaufende Bestandsaufnahme. Nur: Oft fehlt es dem Naturschutz an einem Blick unter die Wasseroberfläche. Hier übernehmen die Naturschutztaucher:innen des Naturpark Barnim also eine wichtige Aufgabe.
Was machen die Naturschutztaucher:innen konkret?
Die geschulten Sporttaucher:innen können die wichtigsten Wasserpflanzen erkennen, wissen, welche für den jeweiligen See typisch sind und können je nach Zusammensetzung der Unterwasservegetation Rückschlüsse ziehen, ob Störungen vorliegen. Indem sie festhalten, welche Pflanzen sie bei einem Tauchgang antreffen, liefern sie dem Naturschutz wertvolle Daten. Beispiel Bart-Glanzleuchteralge: Sie galt in Deutschland als ausgestorben bzw. verschollen, bis sie 2012 im Obersee bei Lanke erstmals wieder nachgewiesen werden konnte.
Wasserpflanze des Jahres 2022
Ein anderes Beispiel ist die Hornblättrige Armleuchteralge – mit ihrer roten Färbung die schönste und auffälligste unter den Armleuchteralgen, die auch Korallen der Klarwasserseen genannt werden. Sie wurde vom Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), dem Tauchsportverband Österreichs (TSVÖ) und dem Schweizer Unterwassersportverband (SUSV) zur Wasserpflanze des Jahres 2022 gewählt. Mit dieser Wahl soll auf die zunehmende Gefährdung der europaweit am stärksten bedrohten Lebensräume aufmerksam gemacht werden. Die Hornblättrige Armleuchteralge wird immer stärker zurückgedrängt und ist in Deutschland und der Schweiz als gefährdet eingestuft. Im Naturpark Barnim haben die Naturschutztaucher:innen diese Armleuchteralge im Obersee entdecken können.
Weitere Informationen:
Naturschutzbund Deutschland: www.nabu-naturschutztauchen.de
Verband Deutscher Sporttaucher: www.vdst.de
oder direkt über Silke Oldorff: Ressortleiterin Naturschutz im Verband Deutscher Sporttaucher e.V. und Sprecherin des NABU Bundesfachausschuss Lebendige Seen
Silke.Oldorff@vdst.de
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