Ein länderübergreifendes Moor
Einst haben im Tegeler Fließtal Enziane und Orchideen geblüht! Von der reichen Moorvegetation zeugen heute nur noch wenige Arten wie Sumpfbaldrian oder Schlangenknöterich. Aber die Eichwerder Moorwiesen erholen sich. Der Naturschutzfonds Brandenburg renaturierte mit Unterstützung des Naturparks diesen seltenen Lebensraum an der Grenze von Berlin und Brandenburg.
Kalkmoore sind selten geworden
Vor rund hundert Jahren waren Moore, die mit kalkhaltigem Bodenwasser gespeist werden, in Brandenburg noch weit verbreitet. Das Besondere an Kalkmooren ist ihr Artenreichtum. Viele heute vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Moose sind in Kalkmooren zu Hause – oder waren es einmal. Denn während eine über Jahrhunderte praktizierte sanfte Nutzung der Moorwiesen ihre biologische Vielfalt sogar noch erhöhte, werfen neuere Nutzungsformen existentielle Probleme auf.
Das Gleichgewicht einer Moorwiese
Bei der Nutzung von Moorwiesen sind beide Extreme schädlich: Werden sie intensiv bewirtschaftet und dafür tiefgreifend entwässert, trocknet das Moor aus und wird unwiederbringlich zerstört. Gibt man aber die Bewirtschaftung einer Moorwiese ganz auf, breiten sich Hochstauden, Weidengebüschen und Erlenwäldern aus und verdrängen die artenreiche Moorvegetation. Beides ist im Gebiet der Eichwerder Moorwiesen passiert. Die bis in die 70er Jahre hier auftretenden Kalkbinsen-Riede und Braunmoos-Seggen-Riede sind nur noch auf kleinen Mähwiesen erhalten. Und lediglich auf Restflächen existierten noch kräftige Großseggen-Riede. Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta) und Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica) erinnern an die reiche Pflanzenwelt – an Trollblume, Sonnentau, zwei Enzian- und neun Orchideenarten – die einst im Tegeler Fließtal heimisch war.
Renaturiert und wieder zu bewundern
Der Naturschutzfonds Brandenburg renaturierte mit Unterstützung des Naturparks Barnim die Eichwerder Moorwiesen. Vorbereitend wurden im Winter 2012/2013 Weidengebüsche und Jungerlen auf acht Hektar entnommen. Anschließend kamen Minibagger und Minidumper zum Einsatz, um etwa 40 Gräben von rund 6,5 km Länge zu verschließen und so den umliegenden Mooren nicht weiterhin Wasser zu entziehen. Zur Verfüllung der Gräben wurde Torf genutzt, der in der Nähe der Gräben oberflächlich entnommen wurde. So entstand ein abwechslungsreiches Mosaik aus offenen Feuchtwiesen, flachen Kleingewässern und Gehölzsäumen.
Was die Zukunft bringt
Zur Wiederherstellung der Moore sollen sich die Wasserstände ganzjährig auf Oberflächenniveau einstellen. Auch eine behutsame Nutzung der ehemals verschilften Flächen ist geplant, um dem Boden Nährstoffe zu entziehen. So werden die neuen Flächen ideale Voraussetzungen für die Wiederbesiedlung durch seltene Niedermoorpflanzen bieten. Vielleicht braucht es gar nicht viel, um die Moorwiesen „wachzuküssen“. Denn manche Samen können im Torf Jahrzehnte überdauern und keimen bei den richtigen Wasser- und Nährstoffverhältnissen wieder auf. Auch Amphibien, Wiesenvögel und Insekten werden den Eichwerder und seine Moorwiesen dann wieder als Nahrungs- und Lebensraum nutzen.
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